Die Panasonic Lumix G1 war die weltweit erste digitale Systemkamera ohne Spiegel und erschien 2008. Die sogenannten DSLMs sind also erst zehn Jahre alt. Vor der Panasonic G1 gab es eine klare Trennung: Kameras mit wechselbaren Objektiven waren Spiegelreflexkameras, spiegellose Kameras gab es nur als Kompakt- oder Bridgekameras mit fest verbauten Objektiv. Panasonic wagte damals mit der Lumix G1 einen mutigen Schritt und wurde nicht nur zum Vorreiter von Micro Four Thirds, sondern ebnete auch den Weg für Sonys e-Mount, das Fuji-X System. Heute gibt es von allen großen Herstellern spiegellose Systeme. Die Panasonic Lumix G1 hat also Kamerageschichte geschrieben. Für mich Grund genug, die Panasonic G1 zu ihrem zehnten Geburtstag mit auf einen Spaziergang am Rhein zu nehmen. Wie schlägt sie sich heute?
Im Vergleich veraltet…
Vergleiche ich die Panasonic Lumix G1 mit meiner G80 (ihrem direkten Nachfolger sechs Generationen später) wirkt sie in jeder Hinsicht veraltet. Die G80 ist vom Gehäuse, über den Sucher, den Sensor, den Autofokus und alle anderen Features hinweg besser. Da besteht kein Zweifel und alles andere wäre auch erschreckend.
… aber für sich genommen eine klasse Kamera
Ich habe mich aber bemüht nicht immer den Vergleich zu ziehen. Das wäre unfair. Ich habe mir vorgestellt, ich hätte diese Kamera 2008 für grob 700 € gekauft. Das war der Preis mit Kitobjektiv, nach Berücksichtigung der Inflation also geschätzt vielleicht 850 €. Ein fairer Preis für so ein Vorreiterprodukt.
Die Panasonic Lumix G1 hatte viele Bedienelemente
Die Panasonic G1 überzeugt durch viele Bedienelemente. Es gibt einen Hebel für Serienbilder und Belichtungsreihen. Ein klickbares Bedienrad und ausreichend Knöpfe. Dass die G1 ein Produkt der ersten Generation war, zeigt sich aber an einer etwas merkwürdigen Wahl. Es gibt ein Auswahlrad mit nur drei Einstellung für den Fokusmodus. Aber dass es hierfür überhaupt eine direkte Einstellung gibt, davon kann sich manche moderne Kamera noch einiges abschneiden. Für meinen Geschmack könnte der Griff zwar noch etwas größer und weniger glatt sein, aber die Kamera liegt insgesamt gut in der Hand.
Sucher und Bildschirm der G1: eine Überraschung
Wirklich positiv überrascht hat mich der Sucher der Panasonic Lumix G1. Die ersten elektronischen Sucher hatten keinen guten Ruf. Aber ich finde ihn erstaunlich nutzbar. Gleiches gilt für das Display. Es hat die doppelte Auflösung der wie die Displays der E-P1 der ersten Micro Four Thirds Kamera von Olympus.
Die Bildqualität der Lumix G1
Die Auflösung von 12 Megapixeln entspricht der Auflösung der ersten digitalen Kleinbildkameras wie beispielsweise der Nikon D3, welche nur ein Jahr früher erschien. Auch wenn wir uns heute in ganz anderen Regionen bewegen, ist diese Auflösung mehr als ausreichend.
In Bezug auf das Rauschverhalten und den Dynamikumfang war die erste Generation von Micro Four Thirds Kameras allerdings noch recht eingeschränkt.
Kein Video? Kein Video!
Auch wenn spiegellose Kameras von ihrem Design her besser für die Aufnahme von Videos geeignet sind als DSLRs verfügt die Panasonic G1 über keinen Videomodus. Auch in 2008 schon etwas befremdlich. Dafür legte Panasonic 2009 mit der Lumix GH1 nach und begründete seine beliebte Reihe auf Video ausgerichteter Kameras.
Fazit – die Panasonic Lumix G1 zehn Jahre später
Mein Nachmittag mit der Panasonic G1 hat mir gezeigt, was für eine tolle Kamera die G1 damals war. Es hat mir auch wieder einmal gezeigt, dass es nicht immer das neueste Equipment sein muss. Ein guter Fotograf macht auch mit der Lumix G1 tolle Bilder. Ich kann allen nur empfehlen sie einfach mal selbst auszutesten.
Fraglos hat die Panasonic Lumix G1 Kamerageschichte geschrieben und wird als erste digitale, spiegellose Systemkamera früher oder später ein begehrtes Sammlerstück werden. Derzeit sind die Gebrauchtpreise aber noch erfreulich human und die G1 lässt sich auf eBay für weniger als 100 € kaufen.
Hast oder hattest du selbst eine Panasonic Lumix G1? Berichte uns doch in einem Kommentar von deinen Erfahrungen!
Zum Schluss noch ein paar Beispielbilder:
Hallo Jan, ganz zufällig bin ich auf Deinen Bericht zur Geschichte der G1 gestoßen und habe ihn mit Vergnügen gelesen. Sie war auch mein Einstieg in die Welt der Spiegellosen, nachdem ich meiner Frau schon eine gekauft hatte und sie diese für die Makrofotografie mit alten, adaptierten Objektiven genutzt hat. Durch ihre Kompaktheit und die überzeugenden Ergebnisse hat sie auch mich dazu gebracht, meine DSLR- Ausrüstung an unsere Tochter weiterzugeben und den Umstieg zu wagen. Ich habe es bis heute nicht bereut, doch wird die G1 nicht mehr so viel verwendet. Heute sind wir im Besitz mehrerer Panasonic und Olympusgehäuse, aber die beiden G1 gibt es immer noch und sie werden auch bei uns bleiben.
Viele Grüße, Holger